3. April, 2020
Wann darf Kunst wieder schön sein?
Für viele ist zeitgenössische Kunst schwer verständlich, speziell diese aus dem deutschsprachigen Raum. Die Gründe dafür liegen mittlerweile über siebzig Jahre zurück. Nach dem zweiten Weltkrieg und den damit verbundenen Gräueltaten der Deutschen, entwickelte sich dort die philosophische Denkrichtung der «Kritischen Theorie», die auch als Frankfurter Schule bezeichnet wird.
Einer ihrer Hauptvertreter war der Philosoph und Soziologe Theodor W. Adorno. Neben anderen Studiengebieten publizierte er diesbezüglich zu Themen des «Kulturstaates». Im Vordergrund stand die Frage, wie es geschehen konnte, dass in einem zivilisierten Staat, die Kultur derart gleichgeschaltet und missbraucht werden konnte um, aus Sicht der Staatsführung, beim Volk solche Gräueltaten zu legitimieren.
Als eine der Schlüssel-Publikationen zu dieser Frage gehört die Schrift, «Dialektik der Aufklärung» aus dem Jahre 1944. Ein Kapitel widmet sich dem damals neuen Begriff der «Kulturindustrie». Durch das Leben im Exil in Los Angeles geprägt, kritisierten Adorno und Horkheimer die aufkommende Kommerzialisierung der Kultur. Dieser entgegneten sie die «authentische Kultur», die nicht zielgerichtet sei und nicht die Wirklichkeit nachstelle, sondern weit über sie hinausgehe. Sie sei individuell, emanzipativ und lasse sich nicht in ein Schema pressen.
Für Adorno waren Ausprägungen von Populär- Kultur, wie Kino, Musical, Jazz und anderes schlicht nicht vereinbar mit seinen Vorstellungen von Hochkultur in einem neuen deutschen Kulturstaat. Der Inhalt seines Textes auf einen Satz reduziert, könnte wie folgt lauten: «Was gefällt, hat schon verloren!» D. Haselbach
Diese Auffassung dominiert noch heute, nach über siebzig Jahren, den akademischen Kunstdiskurs an vielen Kunsthochschulen und Akademien im deutschsprachigen Raum und hat kaum an Relevanz verloren. Dies könnte mit ein Grund dafür sein, warum zeitgenössische Kunst oft gesellschaftskritisch konnotiert ist. Durch die zusätzliche Entmaterialisierung scheint sie sich dem Publikumsgeschmack entziehen zu wollen. Leider führt das zu einer fatalen Entfremdung zwischen dem akademischen Kunstfeld und den Kunstliebhaber/innen. Solche Kunst erhält oft hohe akademische Meriten, findet aber kein Publikum.
Dies führt uns zur These: «Kunst, die kein Publikum findet, hat keine Aussicht auf kunsthistorische Relevanz». Bis heute ist nicht bewiesen, ob diese haltbar ist oder verworfen werden muss.
Etwas lässt sich jedoch nicht wegdiskutieren: Kunst, die kein Publikum findet, wird auch keine Sammler/innen begeistern und was nicht gesammelt wird, hat kaum Chancen, das nötige kulturelle Kapital oder Aufmerksamkeit zu erzeugen, um später in einem Museum zu landen.
Zur Aufmunterung ein Werk von Etel Adnan, einer Künstlerin die persönlich durch viele schwierige Zeiten ging und sich trotzdem den Sinn für «das Schöne» bewahrt hat.