Alex Güdel

Collage und Malerei
*1964, lebt und arbeitet in Bern, CH

Ausstellungen bei da Mihi
2025 – TaPaS  – Gruppenausstellung
2023 – Transfer
2022 – 11 Jahre Galerie da Mihi – Werkschau zum Jubiläum.

2017 – Alex und Helen Güdel.

2017 – TRANSIT–Reality, Gruppenausstellung.
2014 – Arrangement.

Presse:

Berner Kulturagenda, 6. November 2023, «Das Ungewisse ist ihr Programm» von Vittoria Burgunder.

Bieler Tagblatt,  18. November 2023,  «Die Sehnsucht von Menschen im Zwischendrin» von Helen Lagger.
Berner Kulturagenda, 13. November 2014


SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz

Webseite Alex Güdel

Bild: 

Alex Güdel, «Die Nacht 2», 2022, Öl auf Leinwand, 149 x 149 cm 

Alex Güdel – Transfer 

10. November bis 16. Dezember 2023 

 

Alex Güdel ist gleich doppelt zurück: in der Malerei und in der Galerie da Mihi. In seiner neuesten Ausstellung zeigt er tiefgründige Malereien, jedoch in ausgeprägter Leichtigkeit und Eleganz, die seinen Bildern eine bislang ungekannte Dimension verleihen. Angedeutete Landschaften, mit Brüchen zwischen Wirklichkeit und imaginären Räumen führen die Betrachterin, den Betrachter in eigene, oft verschüttete Erinnerungssphären. 

 

Wir laden Sie herzlich ein! 

 

Vernissage: Freitag, 10. November, 18.00 - 20.00 Uhr 

Mit Kurzeinführung um 18.30 Uhr 

 

Öffentliche Führungen mit Sarah Fuhrimann und Alex Güdel 

Samstag, 18. November, 16.00 - 16.30 Uhr 

Freitag, 24. November, 18.00 - 18.30 Uhr 

 

Erster Advent in der Unteren Altstadt Bern 

Besuchen Sie die Ausstellung am Sonntag, 3. Dezember, 11.00 - 17.00 Uhr 

 

Finissage: Samstag, 16. Dezember, 14.00 - 17.00 Uhr 

 

 

Alex Güdel – Vom Hundertsten ins Tausendste

Alex Güdel (*1964, Bern) entwickelt seine Malerei seit bald 45 Jahren mit dem künstlerischen Ethos, durch die historischen Techniken der Malerei die eigenen Erfahrungen des Lebens und die sich daraus ergebenden Fragen möglichst sinnlich und aktuell zu spiegeln. Er gehört zu einer Generation von Kunstschaffenden, für die der Tod der Malerei – von der Erfindung der Fotografie bis zu den letzten Avantgarden der 1960er und 1970er Jahre immer wieder behauptet – bereits Geschichte ist. Und Alex Güdel liess sich während seiner Studien, Meisterklasse für Malerei an der Schule für Gestaltung in Basel, Akademie der bildenden Künste in Wien, auch vom Neuen Bilderstreit der 1980er, 1990er Jahren nicht beirren, den die Kunstkritik angesichts einer Neuen Figuration entfachte und die sie gewiss nicht ganz zu Unrecht mehr als Jugendbewegung denn als Kunsterneuerung betrachtete. Malerei entsprach wieder einem fundamentalen Bedürfnis nach Selbstvergewisserung. Man wollte sich deshalb künstlerisch keine Grenzen setzen, sondern sich wie in der Musik des Punks, Raves und Waves wild, ja sogar schlecht artikulieren dürfen.

 

Alex Güdel pflegte in dem breiten Spektrum der Neuen Figuration eine in den Details fast altmeisterliche, subtile und intuitive Ölmalerei, in der er mit satirischem Unterton seinen bestenfalls noch den Charme von Vintage ausstrahlenden Alltag mit einer mediatisierten Welt voller Stars, Logos, politischen Emblemen und sowohl materiellen, erotischen und exotischen Verlockungen zusammenprallen liess. Überzeugend fing er damit die widersprüchlichen Erfahrungen auf, die sich aus den politischen Entscheidungen in den 1970er, 1980er Jahren 

ergaben, den Globus auf Wettbewerb und Wachstum einzuschwören – trotz bereits vorhandener Warnungen vor Naturkatastrophen. So tat sich für diejenigen, die aus dieser Ökonomisierung aller Lebensbereiche Profit schlugen, ein Leben voller Luxusgüter und Spezialerlebnisse auf, die jedoch immer schneller altmodisch bis wertlos wurden. Neben der Neuen Figuration kann das Werk Alex Güdels deshalb auch mit einer pessimistischen Pop Art assoziiert werden, die sich von der Tendenz zur Zelebration des Modernen und Aktuellen, wie sie Warhol oder Hockney wählten, abkehrte. Eine ähnliche Sensibilität für Dystopisches thematisieren die erstmals nun in einer Ausstellung von Alex Güdel gezeigten Videos von Zivilisationsbrachen, die er seit einigen Jahren unter «the_abandoned_alex» auf Instagram postet. 

 

Ab den 2010er Jahren gibt der Künstler seine collageartigen Gemälde zu Gunsten von gemäldeartigen Collagen auf, die retrospektiv als wichtige Vorstufe seiner heutigen Kunstproduktionen erscheinen. Er benutzt dafür Tintenstrahlausdrucke seines inzwischen vor allem digitalisierten Archivs, die er in zunehmend kleineren Stücken wechselweise auf Sperrholzplatten klebt und wieder abschmirgelt, so dass die Bilder am Schluss fast
 palimpsestartig wie die «affiches lacérés» des Nouveau Réalisme wirken. Die letzte Serie dieser Arbeiten, in der Alex Güdel exklusiv seinen Körper in Szene setzt, ist zweifellos die bemerkenswerteste: Hunderte von Fotografien seiner Gliedmassen, von allen Seiten aufgenommen ebenso wie seine Kleidungsstücke, verschachtelt er zu seltsam anonymen Figurenszenen in Lebensgrösse. Sie werden von vielen Betrachtenden als bedrohlich empfunden und rufen zugleich wichtige Referenzarbeiten der Kunstgeschichte auf: die Forme uniche della continuità nello spazio, auch genannt Mann in Bewegung (1913), des Futuristen Umberto Boccioni, wie Totentanzdarstellungen der Umbruchszeit um 1500. Obschon nur noch indirekt Malerei machen diese Werke von Alex Güdel vielleicht das Paradoxe des Mediums so deutlich wie selten zuvor: Malerei als momentaner Blick in die Wirklichkeit, die aber tatsächlich aus nichts anderem als den Spuren eines Körpers besteht, der sich oft über Wochen, Monate, Jahre hinweg zu diesem Zweck bewegt, gestreckt und gebeugt hat.

 

Freier und kühner ist der Künstler jetzt wieder zur Arbeit mit Ölfarben auf Leinwänden zurückgekehrt. Er schlägt in diesen Landschaften, die in den Schnee und das Eis sowohl der Alpen wie des Nordens führen, ein deutlich abstrakteres Kapitel auf. Nach wie vor sind seine Gemälde versatzstückartig, aus unterschiedlichsten Motiven generiert. Mal bewegen sie sich nur mehr musterartig an der Oberfläche, mal eröffnen sie krasse Perspektiven, aber selbst bei diesen sind die Bildgegenstände kaum sicher zu benennen. So könnte es sich bei den Gletscher oder Gipfel evozierenden Motiven auch um aufgebauschte Leintücher handeln. Tatsächlich hat sich Alex Güdel hier wie dort im Gegensatz zu seinen früheren Gemälden nur noch bedingt vom Alltag zwischen Heim und Atelier, seinem exzessiven Konsum von Zeitungen, Illustrierten und Fernsehprogrammen oder aber durch Ausflüge, wohin auch immer, inspirieren lassen. Jetzt vereint er Lieblingsmomente in älterer Kunst und Grafik aus seiner Erinnerung zu Atmosphären – bei Schnee- oder Eis-Motiven greift er etwa auf die grosszügig stilisierten Linien und Flächen der Plakatkunst der 1930er, 1940er Jahre zurück.

 

Nach wie vor lauert Abgründiges in der malerischen Arbeit von Alex Güdel. Aber der Künstler hat sich vermutlich noch nie hellerer, zarterer Töne bedient als in seinen aktuellen Bildern. Selbst die Gewitter, Stürme und Nächte innerhalb dieser fantasierten Universen enthalten neben hartem Schwarz und fahlem Grau noch viel strahlendes Weiss wie auch Rosenrot und Himmelbau. Die Bilder Tag 1 und Tag 2 (beide 2020), Horizont (2021) und Neuer Tag (2023) leben sogar essenziell davon, ohne kitschig zu werden, dank überraschenden Kontrapunkten in gesättigter Chromatik. Trotz der Zusammenhanglosigkeit der einzelnen Motive treten sie in Resonanzen einander gegenüber, die harmonisch wirken. Die Welt mag je länger je mehr nur noch als Chaos auf uns eindringen – doch man kann darin seine eigene Musik finden. 


Katharina Holderegger, September 2023

Einblicke 

in die Ausstellung vom 10. November bis 16. Dezember 2023 

Einblicke 

in Ausstellungen 2017 und früher, bei da Mihi