27. März 2020
Wenn Dich statt der Muse die Stille küsst – ist Wolfgang Laib nicht weit
Heute ist es noch stiller als sonst. Soeben erlebe ich maximale Stille im Stillstand. Wie ergeht es Ihnen?
Sind Reisen nach Aussen nicht möglich, reise ich nach Innen zu meinen Schätzen an Erinnerungen an Ausstellungen und Begegnungen. Auf einmal stehe ich mitten in einer Begegnung mit dem Berner Ethnologen Martin Brauen. Er erzählte mir im Jahre 2014 von einem Künstler, dessen wichtigstes Werkzeug die Stille ist.
Wolfang Laib verführt uns angesichts des Überangebots an Bildern in eine Art Pause – gewinnt doch die Stille, die Leere, die Lücke, das Nichts zwischen den Dingen und Menschen soeben an Bedeutung. Er muss es wissen, schliesslich kreist der Künstler seit 48 Jahren um das Thema.
Lassen Sie das folgende Video auf sich wirken. Es ist anlässlich der Ausstellung im Museum of Modern Art im Jahre 2013 entstanden. Mit «Pollen from Hazelnut» zeigte es Blütenstaub in den Massen 7 m × 8 m, im zentralen Atrium des Museums. Pollenallergiker sind für einmal nicht benachteiligt. Zum Video, das 8 Minuten dauert.
Wolfgang Laib (*1950) widmete sich nach seinem Studium der Medizin, der Kunst und fernöstlicher Kultur und Philosophie, insbesondere dem Taoismus und dem Zen-Buddhismus. In seinen Kunstwerken verwendet Laib vor allem natürliche Materialien, wie Marmor, Bienenwachs, Milch, Pollen oder Reis.
Zum Nachdenken; ein von Wolfgang Laib verwendetes Zitat:
«Form ist nichts anderes als Leere, und Leere ist nichts anderes als Form. Form ist identisch mit Leere, und Leere ist identisch mit Form.»
Quelle: Prajnaparamita Hridaya Sutra