Victorine Müller, Objekt 3/5, Porzellan gebrannt, 2013, Galerie da Mihi, Bern

7. Mai 2020

Unsere Künstlerinnen – heute Victorine Müller

Dunkle Nacht, eine kalte Industriehalle, darin eine Frau, die mit Bergen von PVC-Folie und einer Schweissanlage hantiert. Das ist nicht das Setting eines TV-Tatortes, sondern Victorine Müller, die ihre überaus sinnlichen Kunstwerke fertigt. Ihr künstlerischer Fokus: Durch ihre visuelle Sprache verleiht sie der Stille und dem Feinen Kraft.
 

Sie verschweisst transparente Kunststoff-Folie zu haushohen performativen Skulpturen oder zu kleineren Objekten. Dabei arbeitet sie in einer Halle, in welcher normalerweise Spezialanfertigungen fürs Theater, aufblasbare Maskottchen und anderes produziert wird. Anpacken kann sie nur nachts, da die Anlagen tagsüber in Betrieb sind. In aufwändiger Handarbeit entstehen ihre durchsichtigen Kunstwerke, die in aufgeblasenem Zustand so wundervoll poetisch wirken.

Magische Momente – so könnten ihre Performances beschrieben werden. Die Künstlerin schenkt Zeit – zum Beispiel, wenn die blaue Stunde aufzieht und das blaue atmosphärische Restlicht den Himmel leuchten lässt. Keine Hektik, kein Lärm, transparente Objekte in spezielles Licht getaucht, reichen aus für die Magie des Augenblicks. 

Mit ihren Performances ist Müller quasi um die Welt gereist. Im vergangenen Jahr verzauberte sie in Ägypten während der Cairo Biennale den Palace Of Arts und an der Karachi Biennale in Pakistan gewann sie den Performance Art Prize.

Sie ist jedoch nicht nur eine begnadete Performance-Künstlerin, sie verwendet weitere Techniken und Medien, um der Stille und dem Feinen Kraft zu verleihen: Skulpturen in weichen, textilen Materialien, aus Porzellan oder klassisch als Bronze-Guss, Aquarelle, Zeichnungen, Video-Arbeiten und immer wieder etwas überraschend Neues.

Derzeit geniesst sie ein Atelierstipendium im Kunstdepot in Göschenen. Ab und zu schickt sie Kostproben ihrer neusten Video-Arbeiten ins Tal. Da kommt Begeisterung auf, sie befindet sich in einer enormen Schaffensphase. In einem Video transformiert das «textile Blond» einer Frau zu einem sinnlichen Tornado, in einem anderen vertanzt sie die auf der Bühne der Berglandschaft kämpfende Feen. Wir verstehen Victorine Müller als Impulsgeberin für die Gesellschaft und sind fasziniert von der Einzigartigkeit ihrer Sprache.

Bevor die neusten Arbeiten im Januar 2021 bei uns zu sehen sein werden, laden wir sie ins Kunsthaus Zofingen ein. Unter dem Titel «Baumfänger» stellt sie gemeinsam mit Beat Breitenstein, Marianne Engel und Com&Com aus.  Am 15. August geht’s los.

Unten finden Sie zwei Fotos.

Victorine Müller, performative Installation, März 2019, 
Kunsthaus Steffisburg

Victorine Müller, Timeline, performative Installation, 
2019, Karachi Biennale in Pakistan